Mama sein, heißt manchmal: Freitagnacht durchtanzen, Samstag rekonvaleszieren und Sonntag einen Dino-Park durchwandern.
Zum ersten Mal im Leben in Clärchens Ballhaus. Wie oft bin ich in meinen frühen Berliner Jahren bei meinen Mitte-Streifzügen am Clärchens vorbei, immer mit dem Gedanken, da mal rein zu müssen! Am Freitag war es soweit, gemeinsam mit M. und M., zwei Jungsmamas und heiße Feger noch dazu. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal das Gefühl der Verzauberung hatte. Aber wenn man den Tanzsaal des Clärchens betritt, dann betritt man eine andere Welt, naja, zumindest ein anderes Jahrhundert. Man wähnt sich wahlweise in eine Zeitmaschine bzw. Filmkulisse geraten. Man kann das Jahrzehnt, in das man katapultiert zu sein scheint, nicht exakt bestimmen, alles verschwimmt ein bisschen in der Anmut und Aura des Tanzsaals. Jedenfalls ahnt man sofort, dass man an einem Freitagabend nirgendwo auf der Welt besser aufgehoben wäre.
Auf der Bühne eine Formation, die in Clärchens-Sprech logischerweise „Live-Tanzkapelle“ genannt wird und aus einer sexy Sängerin mit großartiger Rockröhre samt männlicher Bandkollegen besteht, die einfach Coversongs spielen und gar nicht erst so tun, als hätten sie größere Ambitionen. Wozu auch? Sie bringen den Laden zum kochen, jubeln und vor allem tanzen. Und das auf legendärem Parkett, auf dem schon so unzählige Füße wundgetanzt, Herzen erobert und gebrochen wurden, und man denkt beglückt, jetzt ist man auch Teil dieser Erzählung. Das Publikum ist zwischen 20 und 100 Jahren (vielleicht war der komplett weiß gekleidete tanzende Herr auch erst um die 80) und auch sonst so gemischt wie die Song-Auswahl. Beim Tanzen wird alles leicht, auch das Denken und Erinnern. Und ab und an musste ich mich verorten in meinem 36. Lebensjahr, als Ehefrau, Mutter, Autorin. Ich hätte genauso gut, 21, Studentin und ziellos sein können. Das ist der Zauber guter Nächte: Für diesen Augenblick keine Gewissheiten haben zu müssen.
Sonntag dann ganz anderes Programm. Aber nicht minder magisch. Der Freizeitpark Germendorf ist wirklich ein Geschenk. Es geht die Legende, dass sich der Erbauer mit dem Park einen Kindheitstraum erfüllen wollte. Das ist ihm gelungen. Wenn man sich und seine Brut in Dauerstaunen versetzen möchte, dann ist man hier am richtigen Ort: ein unfassbar weitläufiges Gelände, darauf Saurier in Original-Größe, jede Menge echter Tiere, aber nicht eingepfercht wie im Zoo, sondern großteils freilaufend oder in riesigen Gehegen, dazu zauberhafte Spielplätze, Karussells, Märchenbahn, Bagger mit echten Funktionen und Mini-Bikes zum Selberfahren (Henry hätte jetzt das Zeug für eine Baggerlizenz sowie Rocker-Mitgliedschaft).
Ein Wochenende an Orten, von denen man die ganze Zeit dachte: Dass es so etwas überhaupt gibt – fast ein Wunder!