Woche 2-3-4

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Jahrbuch / Leben

Gemacht Was auch immer, es stand unter dem Einfluss meiner zermürbenden Kopf-Ohren-Zahnschmerzen und Henrys despotischer Trotzköpfigkeit. Also ging es mal wieder darum, zu tun, was zu tun ist (Zahnnervbehandlung) statt Flausen (Kunst) zu pflegen. Die Schmerzen sind weg, der erste Monat des Jahres aber auch. Futsch aufgrund verfickter Körperzicken! Und als es mir letzte Woche wieder besser ging, bekam Henry prompt Husten und konnte nicht in die Kita. Zum Glück ließ der kleine Teufelsbraten seinem wochenlangen Terrorregime („NEIN, NEIN, NEIN!!!“ „Lass mich Ruhe!!!“ *KREISCH, SCHREI, AUSRAST*) etwas Milde folgen. Als ich gestern zum Joggen wollte (ja, ich jogge jetzt wieder regelmäßig), streckte er mir hundert Mal sein Mäulchen entgegen und flehte: „Mama Kussi!“ Ich musste ihm versichern, dass ich nicht etwa zu einer Weltreise aufbreche, sondern lediglich zwei Mal (fürs Erste) unseren Park umrunden werde. Sieht schön aus auf Runtastic, zwei fast identische Ringe. Erstaunlich, wie sehr wir es lieben, uns überwachen zu lassen, wie versessen wir darauf sind, jeden Herzschlag zu dokumentieren.

"Halbmonde"

Anknabbern und „Halbmonde“ puzzeln. Mein kleiner Konstrukteur.

Gesehen Die erste Staffel Fargo. Ja, ganz ordentlich, auch wenn ich nicht der allergrößte Coen-Fan bin und die Serie sogar besser finde als den Film, den ich auch ganz ordentlich fand, aber nicht überwältigend. Wird aber ohnehin immer schwerer, das mit der Überwältigung, wenn man glaubt, den Serien-Überwältigungszenit schon vor einer Weile überschritten zu  haben. Siehe nächster Punkt.

Gelesen Gone Girl von Gillian Flynn. Das erste Buch seit Längerem, das mir wirklich Spaß gemacht hat, wo Story und Stil zusammen funktionieren. Ich habe Stapel angelesener Bücher aus den letzten Monaten, die ich allesamt nach Kämpfen mit der Langeweile aufgegeben habe. Wenn der Stil gut ist, dann lese ich noch eine Weile weiter, auch wenn mich die Story nicht packt. Umgekehrt gibt es Krimis, da bin ich nach ein paar Zeilen ausgestiegen. Gerade bei Krimis nervt es, dass sie oft zu banal, zu gefällig, und was ich am meisten hasse, im Plauderton geschrieben sind. Dass mir Gone Girl so gefällt, bestätigt mal wieder meine These, dass mich/uns der US-Serienkonsum komplett versaut: Unter einem gewissen Spannungslevel geht es einfach nicht mehr. Bei Serien nicht, aber bei Büchern eben auch nicht. Zum Glück sind viele Serien so gut gemacht, dass man sich immer noch über den Anspruch retten kann. Aber wenn man einmal auf Spannung konditioniert ist, dann wirkt selbst gute Kunst, die sich Zeit lässt, deren Gegenstand Geduld und Muse erfordert, narkotisierend. Es ist schrecklich. Ich sollte mal wieder Stifter lesen, von wegen Gewalt des Pathos und so. Denn vielleicht geht es (mir) gar nicht so sehr um Spannung, sondern um den Schrecken, der unter der Oberfläche lauert. Bei Stifter ist das die Natur (aber nicht nur!) und bei Gillian Flynn (by the way, Henrys Zweitname) sind das Beziehungen.

Gedacht Bei den Ärzten mal wieder stundenlang Zeit gehabt, darüber nachzudenken, ob Ärzte nicht anders können oder wollen, als Wartezimmer zu tristen Vorhöfen der Hoffnungslosigkeit zu machen mit diesen schlecht gerahmten, verblassenden Kunstdrucken (Chagall, Miró, Kandinsky), den vor sich hinwelkenden Grünpflanzen und der deprimierenden, weil nur auf Effizienz angelegten Möblierung. // Schmerz ist Realität, alles andere ist Fiktion.

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