Eine ganz kurze Geschichte meiner Liebe zum Fußball

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Leben

Als Deutschland das letzte Mal Weltmeister wurde, war ich das erste und einzige Mal in einem Ferienlager. Das war die vielleicht erfolgreichste Zeit meines Lebens, denn hier wurde ich nicht nur Fußballweltmeisterin, sondern auch zur Siegerin der Kinder-Disco gekürt. Zu Beginn war die Tanzfläche noch voller präpubertierender Tanzmäuse, dann wurden mehr und mehr Pärchen von einer Jury herausgewählt, bis zum Schluss nur noch ich und mein Tanzpartner übrig waren, an den ich so ganz und gar keine Erinnerungen habe, im Gegenteil zur Siegestrophähe, einem rosa Plüschschwein. Noch vor Lothar Matthäus reckte ich damals eine Trophäe in den lauen Julihimmel von 1990.

Fußball

Einige Tage später erreichte mich ein Brief von Mama mit einem Zeitungsausschnitt, darauf mein damaliger Held, den ich unbedingt heiraten wollte, und dem ich heute wahrscheinlich schon zu alt wäre. Die WM 1990 war meine erste bewusst miterlebte WM und ich erinnere mich noch an das Poster der deutschen Elf, das über meinem Bett hing. Damals begann meine Liebe zum Fußball, die in der letzten Zeit ein bisschen gelitten hat. Aber am heutigen Tag bin ich weitaus aufgeregter als vor meiner Hochzeit. Sie ist also wieder da.

Ich entstamme einer fußballverrückten Familie und Mama hält mich immer auf dem Laufenden was die Bundesliga, den Pokal oder die Champions League betrifft und immer wenn sie bei uns zu Besuch ist, läuft irgendein Spiel, das sie keineswegs verpassen möchte. Was haben wir schon zusammen vor dem Fernseher gelitten! Unvergessen das Viertelfinale 2006, bei dem wir, kreidebleich vor Aufregung, die Hände ineinander verkeilten und am siegreichen Ende kaum noch Kraft zum Jubeln hatten. Und sehr stolz beobachtet sie, dass ihr jüngster Enkel, den Ball sehr sicher am Füßchen führt. (Wirklich, er ist echt gut!)

Im Juli 1990 holten mich meine Eltern mit einem neuen Auto aus dem Ferienlager ab, einem weißen Opel Kadett. Papa war überglücklich: Das verhasste System abgeschafft, Westauto vor der Tür und Fußball-Weltmeister! Heute Abend guckt er bestimmt vom Himmel aus zu. Wir schaffen das, Papa!

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