Neulich hat mir Facebook meinen Geburtstag angekündigt. Da stand eine 35 neben meinem Foto und dabei ist mir ein Schauer über den Rücken gelaufen. Ich habe mich zum ersten Mal alt gefühlt. Machen wir uns nichts vor, mit 35 ist die Schonfrist ein für alle Mal abgelaufen. Jetzt zählen nur noch die harten Fakten, es gibt kein Vertun mehr und der Kontostand verortet dich ziemlich exakt in der wirklichsten Wirklichkeit.
Seltsamerweise habe ich vor 10 Jahren genau das Gleiche empfunden. Ich hatte bereits mit 25 das Gefühl, hoffnungslos zurückzuliegen. Damals noch im Studium ohne Aussicht auf ein Ende, zu wenig Hard Skills, keine Auslandserfahrungen, keine Fremdsprachenkenntnisse über Hebräisch, Jiddisch, Aramäisch, Latein hinaus, chronisch pleite und immer in komplizierte Affären verstrickt. Dennoch, ich erinnere mich ganz genau, wie ich mich damals gefühlt habe: Trotz der latenten Drohung, womöglich nicht genug aus dem Leben zu machen, konnte ich ganz und gar von den Illusionen zehren, die einem Berlin und die Männer vortäuschen, wenn man 25 und halbwegs attraktiv ist. Ich fühlte mich damals wirklich begehrenswert, verletzlich, aber auch stark. Doch es hatte sich damals schon eingeschlichen, was mir zwei Jahre später für mindestens weitere fünf Jahre das Leben zur Hölle machen würde. Und auch wenn ich heute ein paar große Schritte weiter bin, so lastet das Gewicht der verlorenen Jahre stark, mitunter erdrückend auf mir.
Nochmal kurz zurückspulen: Vor zehn Jahren war ich am Abend meines Geburtstages mit dem Ex-Gefährten bei einem Italiener im Bötzow-Viertel, wo ich damals lebte. Ich weiß noch, wie ich dem Kellner selbstbewusst mitteilte, dass das mein 25. Geburtstag sei und wie ich dann etwas aufs Haus serviert bekam. Fünf Jahre später verbrachte ich meinen Geburtstag in der Uckermark. Das hatte ich mir gewünscht. Einen kleinen Tages-Roadtrip bis nach Templin, das sich wohl nur für Brandenburg-Fans wie mich verheißungsvoll anhört. Es war ein trüber Tag, nicht kalt genug für Schnee. Ich erinnere mich an den riesengroßen Traktor vor einer Schranke und wie die Scheinwerfer durch den Dunst leuchteten, erinnere mich an das hübsche Straßendorf im Nirgendwo und ich erinnere mich insbesondere an die roten Äpfel an einem entlaubten Baum in einem Templiner Vorgarten. Am Abend kehrten wir zurück nach Berlin und aßen im Il Casolare. Und ich wusste damals, dass das ein Abschiedsessen sein würde. Irgendwie gehe ich ja doch meiner Wege.
Heute, an meinem 35. Geburtstag gehe ich weder zu einem Italiener noch sonstwo hin. Heute kuriere ich meinen heftigen Infekt aus. Gleich hole ich mein Kind vom Kindergarten ab, lasse es dann Monstertruck-Videos auf YouTube sehen, füttere es mit Süßigkeiten und denke, glücklicher war ich eigentlich nie.
35 ist ein wunderbares Alter
Herzlichen Glückwunsch
Herzlichen Glückwunsch zu deinem 35. und gute Besserung und das all deine Wünsche in Erfüllung gehen :)
Hey!
Kam ich auf twoday je dazu, Dir ein tolles neues Jahr zu wünschen? Ich weiß nicht mehr. Ist so lange her. Aber jetzt: Herzliche Gedanken, auf Dich, Anousch!
P.S. Nun bin ich ein wenig älter und kann vollen Ernstes und Freude behaupten, das mit der abgelaufenen Schonfrist kam und ging auch wieder.
Mit den besten Wünschen!
Herzlich Ihr
S.
Herzlichen Glückwunsch zu Deinem Geburtstag. Alles Gute! Sie lebe hoch, sie lebe hoch! :-) Und gute Besserung für Dich.
Schön. Gut so.
Happy birthday, liebe Anousch!
Gleich beim ersten Abschnitt deines Textes muss ich schmunzeln. „Ich habe mich zum ersten Mal alt gefühlt. Machen wir uns nichts vor, mit 35 ist die Schonfrist ein für alle Mal abgelaufen.“ :-)
Ich erinnere mich, dass ich mich damals genauso fühlte. Etwas war unwiederbringlich vorbei. Die Zeit der offenliegenden Optionen, der Träume. Wer jetzt kein Ziel hat, findet keines mehr. So in etwa schien es mir. Zum Glück hatte ich meins noch gerade rechtzeitig gefunden. Mein Sohn war inzwischen fünf, meine Tochter drei Jahre alt. Mit dreißig hatte ich den Absprung (oder das Auftauchen) geschafft aus einer viel zu langen Phase der Abwesenheit aus meinem Leben. Verlorene Jahre auch bei mir. Deren Gewicht auf mir lastete, zum Teil bis heute. Aber mit dem Fortschreiten der Zeit relativiert sich ihr Gewicht. Es wird nie bei Null ankommen, aber die anderen Jahre wiegen mehr und mehr und mehr. Das weiß man aber erst dann, nicht vorher. In fünf Tagen habe ich Geburtstag. Mein Alter setzt sich dann aus denselben Ziffern wie deins zusammen, nur in umgekehrter Reihenfolge. Die Kinder sind längst groß und ausgeflogen. Weihnachten werden sie zuhause sein. Wir werden zusammen auf dem Sofa sitzen, erzählen, Filme gucken und Süßigkeiten futtern. Und ich werde, wie schon viele Male zuvor, denken: Glücklicher war ich eigentlich nie.
Möge es anhalten, dein Glück, wachsen und sich verzweigen und dir noch viele solcher Süßigkeiten-Momente bescheren! <3
Herzlich, Iris
PS: Monsterstruck-Videos, prima!
Schaue ich auch öftSchauen übrigens auch Leute, die wesentlich älter als Sie sind, Sie junges Ding!@Namesi
Danke sehr!
@Wolkenbeobachterin
Vielen Dank!
@TBW-Pur
Vielen Dank!
@Maja
So sei es!
@Speedhiking
Monstertrucks, Rennautos, Karambolagen – alles, was Kleinejungsherzen höher schlagen lässt, lässt auch meines höher schlagen.
@Lena
Vielen Dank!
Du hast sogar mal angerufen nach Mitternacht, ich glaube es war zu meinem 30. Geburtstag. Waren noch ganz andere (Blogger)-Zeiten…
@Iris
Vielen Dank für die wunderbaren Worte, meine Liebe! Bis vor Kurzem kannte ich Dein Alter gar nicht. Ich schätzte Dich so um die Mitte 30. — Wie auch immer, fürs Schreiben schadet älter werden nicht. Alles Liebe <3