Grand Prix

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Buch

Was ich außerdem im Alter von 33 zum ersten Mal gemacht habe: einen Literaturpreis entgegengenommen. Da sitzt man dann am 5. Dezember 2013 im Literaturhaus Frankfurt, einem prachtvollen Tempel mit imposanter Treppe, anmutigem Lesekabinett und schickem Restaurant, neben Mama, der gerührten Begleiterin, und lauscht zwei Laudationes, die einem den ohnehin nervösen Atem verschlagen, die mitunter amüsieren und auf jeden Fall wieder einiges ins Lot bringen.

Literaturhauslüster

Literaturhauslüster

Und während einem die huldigenden Worte um die Ohren fliegen, zieht einen die Erinnerung zurück in die Jahre der Isolationshaft und erst der Applaus reißt einen wieder ins Hier und Jetzt, wo man nach vorne gebeten wird, einen sehr schönen und sehr schweren Strauß überreicht bekommt samt einer Urkunde, die dokumentiert, dass man einen ordentlich dotierten Preis für sein literarisches Debüt bekommen hat, und wo man anschließend zum Podium geht, einige Dankesworte spricht und anschließend liest – viel länger als beabsichtigt und wohl auch etwas zu schnell. Obwohl die Nervosität da bereits nachgelassen hatte und einem Gefühl gewichen war, dass ich schon während der letzten Lesungen hatte: nämlich genau da richtig zu sein, an diesem Tisch im Kegel der Leselampe mit meinem Buch in den Händen.

Preisstrauß

Preisstrauß

Ich verdanke den Preis den Juroren Hans-Martin Gauger und Arnold Stadler, was mich sehr ehrt, da ein Sprachwissenschaftler und ein Schriftsteller meine Fürsprecher waren. Es scheint, als habe ich den Preis genau dafür erhalten, wofür mir andernorts ins Rückgrat getreten wird. Es hat wohl etwas mit der Sprache zu tun, die, wie Hans-Martin Gauger sagt, zuweilen aufrauscht. Dieses Aufrauschen wird einem nicht überall verziehen. Schon gar nicht dort, wo man auf leichenstarre Literaturinstituts-Prosa abfährt. (Und sowieso: Der Riss verläuft zwischen denen, die schreiben und denen, die kritisieren.)

Nach Mitternacht

Nach Mitternacht

Aber an diesem Abend gab es nur Wohlwollen, Maronensuppe, Zander, Crème brûlée, Weißwein und schöne Geschichten u.a. von Wolfgang Röller, der erst mit Hans-Dietrich Genscher zur Schule gegangen und später um die Welt geflogen ist oder die von Hans-Martin Gauger, wonach Jacques Derrida, den er einmal eingeladen hatte, beim Anblick von Heideggers Hütte zu weinen anfing. Nach Mitternacht ging es noch mit den Herren und Mama auf einen Absacker in eine Spelunke, und das war ein würdiger Abschluss einer langen, langen Reise.

Die Laudatio von Hans-Martin Gauger kann man hier nachlesen.

 

2 Comments

  1. Ich finde das sehr, sehr schön und nachgerade erbaulich. Ein toller Jahresabschluß (und irgendwo auch ein hübscher Triumph).

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